Marktgemeinde
Lichtenau im Waldviertel, 3522 Lichtenau 49
Schicksal des heiligen Brunnens von Engelschalks
Bei
Engelschalks wird seit undenklichen Zeiten �U. L. Frau bei Br�ndl� oder �beim
hl. Brunnen� verehrt. Vor der Reformation soll der Zugang sehr gro� gewesen sein,
bis Grainbrunn durch den Ausbau des dortigen Br�ndl (1697) die Leute von hier
mehr ablenkte. Bei dem Brunnen stand ein Kreuz und an einem Weidenbaum daneben
hingen Bilder und Wachsopfer, die Dechant Lorentz im Jahre 1722 durch den
Schulmeister abnehmen und in die Pfarrkirche �bertragen lie�. Im Juli 1777
schreibt Pfarrer Sch�tz an das Konsistorium nach Wien:
�
Es ist in dieser Gegend vor einigen Wochen her unter dem Volk von einem Br�ndl,
welches sich unterhalb des Dorfes Engelschalks in einer Wiese befindet, vieles
Reden entstanden. Man sagt mir, es habe der Bauer Johann Auer von L�den eine
h�lzerne Kapelle erbaut, auf den Spitz des Daches ein wei�blechernes Kreuz
gesetzt, inwendig aber sei diese Kapelle mit allerhand Bildern ausgeziert, auch
ein kleiner Stellen auf der Seite f�r die Wachsopfer. Dahin also fange das Volk
an, besonders an Sonn- und Feiertagen, zu gehen, allda zu beten und Wasser von
dannen zu tragen, auch Geld in den Brunnen zu werfen, also zwar, dass man ohne
M�he an dergleichen Tagen zu dem Brunnen nicht kommen kann.�
Weiters
berichtet der Pfarrer, dass zu den Marientagen B�cker und Wirtsleute vom nahen
Allentsgschwendt dort feilhalten. Durch diese Nebenandachten sah der Pfarrer
den Pfarrgottesdienst beeintr�chtigt und wollte sie ganz abstellen. Am 28. Juli
1777 lie� er den Brunnen durch einen Zimmermann mit Brettern ganz verschlagen -
nur durch ein Rohr flo� das Wasser ab - und versiegelte mit in Kreuz gezogenem
Spagat den Holzverschlag.
Johann
Auer gibt dem Pfarrer folgende Gebetserh�rungen an:
M�dchen
aus Kornberg haben im Wasser das Bild Mariens gesehen; aus der fr�her hier
bestandenen Holzkapelle sei in der Kirche zu Allentsgschwendt eine Opfertafel
zu sehen, auf der geschrieben stehe, dass ein Weib von Ybbs drei Jahre lang den
Blutgang gehabt, sich nach Engelschalks verlobt und die Gesundheit erlangt
habe; ein Mann von Gillaus hatte hier seine wehen F��e gewaschen und sei besser
geworden; sogar ins Landl hinaus tragen Leute dieses Wasser.
Der
Pfarrer ersucht, es m�ge von Amts wegen diese Andacht abgestellt werden und das
Konsistorium gibt den Auftrag, die Kapelle sei abzubrechen, das Br�ndl gut zu
verschlagen und streng zu �berwachen.
Schon
nach zwei Tagen war der Brunnen erbrochen und der Zulauf wurde immer gr��er.
Alle Bem�hung des Pfarrers und der Grundherrschaft Brunn am Walde blieb
erfolglos. �ber das Opfer entstand ein langwieriger Streit zwischen der Pfarre
und dem Verwalter Brandstetter von Brunn. Die Andacht dauerte fort.
Um
1810 erstand wieder eine Holzkapelle, die vom Hochwasser 1855 weggerissen
wurde. Immer wieder hat man das Br�ndl mit Erlenholz neu ausgezimmert und
fanden sich Geldopfer, die heute noch dort liegen.
Ein
Erlenbrett tr�gt eingeschnitten den hl. Namen I.H.S. und die Jahreszahl 1855.
Herr Reither in Allentsgschwendt, der zuletzt den Brunnen auszimmerte bewahrte
dieses Brett auf.
Die
Schicksale diese Br�ndls lassen ersehen, wie Menschenwitz und irdische Macht
eine Gnadenst�tte heben und hemmen k�nnen, Gnaden, die das gl�ubige Volk von
Gott durch die H�nde Mariens vertrauensvoll erbittet und dankbar hinnimmt.
Auszug aus der Gedenkschrift
zum 600-j�hrigen Pfarr-Jubil�um "Gr.-Reinprechts" 1327 - 1927 von
Stephan Biedermann.